Der Nutzen städtetouristischer Anlagen

Urbane Seilbahnen sind nicht nur Verkehrssysteme für den Alltag, sondern bergen auch enormes touristisches Potential. Das zeigen ausgewählte Beispiele rund um den Globus.

„In neuen touristischen Projekten werden Seilbahnen strategisch eingesetzt, um das Angebot zu steigern und den Tourismus anzukurbeln. Besonders beliebt sind Seilbahnen, die urbanen und touristischen Nutzen kombinieren“, sagt Carole Mancini, Marketing Manager von POMA.

Der französische Seilbahnhersteller unterscheidet firmenintern drei Kategorien touristischer Seilbahnen, wobei auch Kombinationen möglich sind: Erstens, Seilbahnen in Freizeitparks. Ein Beispiel wäre der Zoopark von Beauval.

Er bietet in Frankreich den jährlich 1,5 Millionen Besuchern ein einzigartiges Erlebnis. An Bord von Seilbahnkabinen mit Glasboden genießen sie einen fantastischen Blick über viele Bereiche des Parks.

Sie wurde als Rückgrat der Destination konzipiert. Zweitens: Erschließung eines Ausflugsziels. Hier wäre etwa die Seilbahn in Yen Tu (Vietnam) erwähnenswert.

Diese führt auf einen Tempelberg und hat eine Frequenz von über zwei Millionen Fahrgästen jedes Jahr. Drittens die Seilbahn als Attraktion an sich. Dies ist beispielsweise in Tlemcen (Algerien) der Fall. Dort dient die Seilbahn eigentlich als klassisches urbanes Verkehrsmittel für den Alltag.

Aber dank der Touristen transportiert sie an Wochenenden 3.500 Personen pro Tag – deutlich mehr als an Werktagen.

„Überall in der Welt liegt die Frequenz von (städte)touristischen Seilbahnen bei rund 300.000 Passagieren pro Jahr“, betont Mancini das Potential: „Im Schnitt kostet ein Ticket 30 Euro, dementsprechend hoch sind die Erlöse.“

Hervorzuheben sind auch die touristischen Anwendungen, die für den öffentlichen Nahverkehr übernommen wurden, etwa die 2021 eröffnete Seilbahn von Namur. Sie ermöglicht es den Bewohnern des Zitadellenviertels, das Stadtzentrum in vier Minuten zu erreichen, sodass die Fahrpläne für die täglichen Pendler erweitert wurden.

Beispiel Teleferik Alanya (Türkei)

Exemplarisch für die vielen städtetouristischen Anlagen auf der Welt nehmen wir von SI Urban zwei Seilbahnen aus der Türkei unter die Lupe. Eine davon ist die Teleferik Alanya des italienischen Seilbahnherstellers LEITNER.

Sie befindet sich in der türkischen Region Antalya. Das mediterrane Klima, die landschaftlichen Sehenswürdigkeiten und das historische Erbe machen Alanya zu einer populären Tourismusdestination, die für neun Prozent des türkischen Tourismussektors verantwortlich ist. „Die Seilbahn Alanya wird seit 2017 von der gleichnamigen Holding betrieben.

Ziel ist es, den Tourismus anzukurbeln und qualitativ zu verbessern. Die Seilbahn stärkt das Verkehrsnetz im Umfeld des historischen Alanya-Schlosses erheblich, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört“, sagt Gotthard Schöpf, Marketing Manager bei LEITNER. Die Seilbahn bietet einen schnellen Transportservice an (alle 19 Sekunden eine Gondel) und ist mit 14 8-Personen-Kabinen ausgestattet.

Die Förderleistung der rund 900 Meter langen Bahn beträgt 1.130 Personen pro Stunde. All das macht die Seilbahn in Alanya zu einem populären Verkehrsmittel – besonders für Touristen.

So stieg die Zahl der Fahrgäste innerhalb nur eines Jahres von 851.800 (2018) auf 1.035.800 (2019). Die meisten Gäste kommen aus Russland, Deutschland, Ukraine, Dänemark.

Beispiel Bursa Teleferik (Türkei)

Die Seilbahn in Bursa ist ein weiteres gutes Beispiel für urbanen Tourismus. Die Stadt zählt 3,5 Millionen Einwohner. Die Seilbahn von LEITNER führt von dort auf den Uludağ (The Great Mountain) und kann 1.500 Personen pro Stunde transportieren.

Sie ist mit 8,8 Kilometern Länge eine der weltweit längsten Einseilumlaufbahnen. Der Uludağ wiederum ist das populärste Skigebiet in der Türkei. Inlandstouristen kommen aus Bursa selbst und aus Istanbul, Ankara sowie Izmir.

Im Sommer kommen besonders viele Gäste aus dem mittleren Osten, etwa aus Saudi-Arabien, Kuwait und Qatar. „Der Betreiber Bursa Teleferik A.Ş. hatmit der Inbetriebnahme der gleichnamigen Seilbahn 2012 einen neuen Tourismus- und Lebensstil geprägt.

Während die Seilbahntechnologie ein ökologische Transportsystem bereit- stellt, sind die Stationen als Event Center konzipiert“, berichtet Schöpf. Gäste sollen bestehende Urlaubsgewohnheiten vergessen und mit der Fahrt eine außergewöhnliche Erfahrung erleben.

Mit der Seilbahn unterstützt der Betreiber die Destination zudem bei dem Ziel, eine weltweit populäre Tourismusdestination zu werden – sowohl im Wintersport, als auch mit Blick auf den MICE-Tourismus (Meeting Incentive Conferences Exhibitions). Die Zahlen geben den Betreibern Recht: 2019 wurden 983.700 Fahrgäste gezählt.