Metropolregion München – Chancen neuer Mobilitätskonzepte

Im Zuge des Online-Events Builtworld hat man neue, sowie noch unbekannte urbane Transportsysteme anhand eines realen Problems unter die Lupe genommen.

Sulzemoos liegt direkt an der deutschen Autobahn A8 zwischen München und Augsburg. Trotz seiner beschaulichen Größe ist die etwa 3.000 Einwohner (Stand 2019) starke Gemeinde sehr bekannt.

Das liegt vor allem an den täglichen Staumeldungen. Pendler lassen hier nicht selten bis zu 45 Minuten liegen. Bürgermeister Johannes Kneidl ist deshalb verstärkt auf der Suche nach einfachen und leistungsstarken Systemen, die die Straßen rund um seine Gemeinde entlasten.

Nicht nur Personen, auch der Gütertransport ist aufgrund der derzeitigen Situation stark belastet. „Wir sind auf der Suche nach einem leistungsfähigen und vor allem einem schnellen System.

Dabei schauen wir uns alle derzeitigen Alternativen genau an und sind auch nicht ängstlich, wenn es um den Einsatz von Out-of- the-box Systemen geht“, so Kneidl.

Multimodal

Reinhard Fitz von der Firma DOPPELMAYR sprach sich im Zuge der Veranstaltung für eine multimodale Verbindungsmöglichkeit aus. Bei diesem Ansatz berücksichtigt man besonders die Vor- und Nachteile einzelner Systeme und schaut, wie sich diese am besten ergänzen.

Dabei gilt es zuerst genau die Strecke zu begutachten und so die vorhandenen Probleme aufzudecken. Anschließend soll eine rationale, faktenbasierte Entscheidung getroffen werden. Zum Beispiel: Ein Bus ist im städtischen Raum besser als Verbindung auf den letzten Metern geeignet, als etwa eine Straßenbahn und auch die neuesten Mobilitätskonzepte können nicht alle Aufgaben alleine erfüllen.

„Wir wollen schon lange eine S-Bahn, aber bisher ist es am Platz gescheitert. Die S-Bahn Trassen müssen strategisch gut positioniert sein, um den Menschen auch einen Nutzen zu bringen.

In München und vielen anderen Städten hat man sich zum Beispiel entschieden, die Trassen-Äste sternförmig anzulegen. Das erlaubt ein schnelles Vorankommen.

Doch wenn die Querverbindungen fehlen, kann das Pendeln zwischen einzelnen Quartieren trotz Anbindung ans S-Bahn- Netz einen langen Umweg bedeuten“, so Kneidl.

Die Verbindung von solchen S-Bahn-Ästen wird derzeit meist durch den Einsatz von Bussen geschaffen. Hier wäre aber zu überlegen, ob nicht ein urbanes Seilbahnsystem mehr Vorteile bringt, als die Einführung von Buslinien.

Auch verschiedene Startups bringen interessante Ansätze. Das Start-up UP-Bus kombiniert die beiden Systeme Bus und Seilbahn, um so die individuellen Vorteile zu nutzen.

Dieses System spielt mit dem Gedanken des multimodalen Verkehrs und bringt ihn auf ein neues Level. Hier werden die Vorteile von Bus und Seilbahn direkt kombiniert und die jeweiligen Defizite ausgeglichen.

Die Ortsgebundenheit der Seilbahn soll in späterer Folge durch eine Art Buskabine ausgeglichen werden. Die immer gleichen Stau-Hotspots der Städte wären dank dem Verlauf der Seilbahn in der dritten Ebene kein Grund für Zeit- verzögerungen mehr.

Noch befindet sich dieses System im Testbetrieb und ist noch nicht für die Straße oder den Massentransport geeignet. Doch die Kombination einzelner Verkehrssysteme verspricht eine Chance für die Zukunft.

Individuell

Ein weiterer Aspekt, der gerne im Zuge der zukünftigen Mobilität genannt wird, ist die Individualität des Transports. Systeme wie Car Sharing haben es vorgemacht und der öffentliche Verkehr versucht nun auch den Massentransport individueller zu gestalten.

Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass Massentransport und Individualverkehr sich in den Köpfen der meisten nicht vereinbaren lassen. Bei der Ottobahn glaubt man eine Idee gefunden zu haben, die diesen Traum möglich macht.

Eine Art fliegendes Wohnzimmer auf Schienen stellt man sich vor. Die ersten Tests in der Werkshalle scheinen dabei sehr positiv verlaufen zu sein.

Um zum Beispiel Sulzemoos zurückzukommen: Man hat derzeit noch nicht das optimale System für den Ort gefunden. Neben einer schnellen und effizienten Verbindung, wünscht man sich vom idealen Verkehrssystem auch die Anbindung der kleinen umliegenden Orte. Damit auch diese vom neuen System profitieren. tm

UMFRAGE AKZEPTANZ URBANER SEILBAHNEN

Im Zuge der Builtworld wurde auch eine Umfrage zum Thema Akzeptanz und Anwendungsbereich von urbanen Seilbahnen durchgeführt. Anwesend waren dabei über 200 Personen.

Dabei stellte sich heraus, dass sich die Mehrheit der Teilnehmer vorstellen könnten künftig eine Seilbahn auf ihrem Weg ins Büro zu nehmen (auf einer Skala bis 10 lag die Zustimmung hier bei 8,6).

Das größte Potenzial für eine urbane Seilbahn in München sah man dabei im innerstädtischen Einsatz oder bei der Erschließung von Stadtteilen im Umland. Weit abgeschlagen war der Einsatz im ländlichen Raum.