Seilbahn – Architektur

Über Stützen und Stationen

Ob die Architektur der Stationen oder die Konstruktionsart und Farbgebung der Stützen – urbane Seilbahnen können individuell an die Stadtplanung angepasst werden. Was dies bedeutet, zeigen Anton Seeber und Frieder Kremer in ihren Publikationen. Es folgen Auszüge- mit wenigen redaktionellen Änderungen  (Prokopp & Hechensteiner: S. 40-46 bzw. TU Berlin 2015: S. 45-46).

Grundsätzlich beantspruchen urbane Seilbahnen nur wenig Raum, da auf der Transportstrecke nur die Stützen Bodenkontakt haben. Zudem können Flüsse, Straßen, Gräben, Parks, Naturschutzgebiete, Ausstellungsflächen und andere Hindernisse oder Gebiete überquert werden, die nicht durch eine Verkehrstrasse zerschnitten werden sollen.

Urbane Seilbahnen werden also dem Anspruch moderner Verkehrsplanung gerecht, derzufolge Verkehrssysteme im öffentlichen Raum präsent sein sollen. „Der Architektur obliegt die Aufgabe, eine ästhetisch hochwertige Lösung zu finden, die Lust macht auf die Benutzung des Verkehrsmittels und zudem eine Aufwertung des Stadtbildes mit sich bringt“, so Anton Seeber, CEO des Seilbahnherstellers LEITNER ropeways in seinem Buch „The Renaissance of the Cableway“.

Zu den im Stadtraum sichtbaren Elementen von Seilbahnanlagen zählen sowohl die Stationen als auch die Stützen und Kabinen, wie Experte Frieder Kremer in seinem Buch „Innovation Seilbahn“ betont.

Jede dieser Einheiten ist in den Gestaltungsmöglichkeiten in gewissem Umfang an die stadträumliche Umgebung anpassbar. Seilbahnen können einerseits dezent in das Stadtbild integriert werden, andererseits durch eine auffällige Gestaltung als Blickfang oder zur Förderung der lokalen Identität dienen.

Die Zugbahnhöfe für das Seil

Moderne Seilbahnstationen erfüllen dieselben Funktionen wie alte Zugbahnhöfe: Sie signalisieren nach außen hin die Präsenz eines Verkehrsmittels. Der Fahrgast findet intuitiv den richtigen Eingang. Sobald er die Station betritt, hat er freien Blick auf die Transportfahrzeuge, Ticketschalter, WC, Wartesaal oder Geschäfte.

Übersichtskarten, Beschilderungen und touristische Informationen sind gut sichtbar angebracht, in einer Warteschlange behält der Fahrgast den Überblick, um abschätzen zu können, wann er an die Reihe kommt.

Stationen und ihre Technik

Jedoch ist im Gegensatz zu Zugbahnhöfen bei Seilbahnstationen das technische Innenleben zu berücksichtigen. Anders als bei Bus oder Straßenbahn hat eine Seilbahn im Fahrzeug  (Kabine)  keinen Motor, keine Betriebsbremse, bei kleinen Bahnen nicht einmal eine Steuerung. All dies ist im Stationsgebäude untergebracht. Die genaue Platzierung wird dabei vom Architekten festgelegt.

Es braucht mindestens zwei Stationen, von denen die eine Antriebs- und Bremseinrichtung, die andere normalerweise eine Spannvorrichtung beherbergt, welche dafür sorgt, dass die Seile straff gespannt sind. Beliebig viele Zwischenstationen sind möglich.

Bei kuppelbaren Seilbahnsystemen wird zudem eine Stationsfördereinrichtung zum stationsinternen Transport der Kabinen benötigt. Ein Abstellbahnhof  (Garagierung)  nimmt die gerade nicht benötigten Kabinen auf und erleichtert deren Pflege und Wartung. Zudem senken garagierte Fahrzeuge den Energieverbrauch des Systems.

Das Ein- und Aussteigen der Passagiere erfolgt bei entsprechender Stationsausstattung völlig ebenerdig. Die sich langsam durch die Station bewegenden Kabinen stellen auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität kein Hindernis dar. Grundsätzlich sind auch Betriebsszenarien möglich, bei denen die Kabine einer Umlaufbahn vollständig stehen bleibt.

Stadtbildbezogene Eingriffe

Stationen stellen in erster Linie gewöhnliche Gebäude dar, bei denen großer Spielraum für architektonische Gestaltung besteht und die Positionierung im Rahmen des umgebenden Stadtraums nahezu frei wählbar ist.

So können Stationen in allen Ebenen von Gebäuden installiert werden – die Erschließung findet hierbei durch Treppen und Aufzüge im Inneren des Gebäudes statt. Zudem können in ihnen vielfältige Funktionen wie Einzelhandel, Freizeitangebote oder soziale Dienstleistungen untergebracht werden.

Stationen können dadurch als Ausgangspunkt für eine wirtschaftliche und soziale Entwicklung ihres Umfelds stehen.

Stützen mit Außenwirkungen

Die Stützen einer Seilbahnanlage stellen dasjenige Element dar, welches am stärksten im Stadtraum wahrgenommen wird und somit auch den größten Einfluss darauf ausübt. Dabei müssen vor der architektonischen Gestaltung zunächst betriebs- & sicherheitstechnische Anforderungen erfüllt werden.

Diese beeinflussen die Stützenanzahl sowie die Größe, Höhe und die Konstruktionsweise der Stützen. Während sich die Trassenführung an die topographischen und städtebaulichen Gegebenheiten anpasst, wird die Höhe der Stützen gesetzlich festgeschrieben. Seilbahnstützen sind meist aus Stahl oder aus Beton gefertigt.

Die Art der Konstruktion ist im Prinzip zweitrangig und kann durchaus nach ästhetischen Kriterien gewählt werden. Vor allem Betonstützen können viele Formen aufweisen, sie sind im Vergleich zu Stahlkonstruktionen aber meist aufwendiger in der Errichtung.