Stadtgeschichte

Efthymios Spyridon Georgiou von der Aristoteles-Universität für Raumplanung und Entwicklungstechnik hat sich in einer Arbeit der Planung urbaner Räume im Balkan gewidmet. Dabei stieß er auf eine Modernisierungswelle, die fast sechs Jahrzehnte dauerte und ein spannendes Bild der modernen Städteplanung zeigt.

So war einer der wichtigsten Schritte die Verbreiterung der historisch engen Hauptstraßen und der Umstrukturierung des öffentlichen Verkehrs. Was sich hier auch deutlich zeigt, ist die Bedeutung der Vernetzung zu anderen Regionen. Während aus historischer Sicht ein gewisses Maß an Abgrenzung kein Nachteil war, bedeutet eine solche Abgeschottenheit einen deutlichen wirtschaftlichen Nachteil. Die städtischen und räumlichen Veränderungen, die im Balkanraum stattfanden, hängen mit den allgemeinen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Osmanischen Reich sowie mit den nationalistischen Bestrebungen der Balkanländer zusammen. Das Auftreten des Kapitalismus in der Region war mit der Entwicklung einer neuen städtischen Umgebung verbunden. Die traditionellen Stadthäfen und Verkehrszentren sowie die Hauptstädte der neu gebildeten Länder sind die ersten, die reformiert wurden. Das Ziel war die heutzutage „ungesunden“ mittelalterlichen Unternehmensstädte in logistisch funktionierende kapitalistische Maschinen zu verwandeln. Der Wandel und die Modernisierung klopft aber nicht nur im Balkan seit langem an die Tür, auch sonst müssen sich historische Städte der schweren Aufgabe widmen, sich an die modernen Bedürfnisse anzupassen und trotzdem den ursprünglichen Charakter, der den Charme der Städte ausmacht, beizubehalten.

Efthymios befasste sich auch kurz mit der historischen Stadt Salzburg. „Die österreichische Stadt ist insofern ein spannendes Thema, weil die historische Altstadt als Teil des UNESCO Kulturerbes geschützt ist. Damit verbunden sind viele Vorgaben über den Schutz des historischen Zentrums. Ich war 2012 zu Besuch in Salzburg und mir sind einige Aspekte dieses urbanen Raums sehr positiv aufgefallen: Das Verkehrsaufkommen in der Altstadt selbst ist sehr gering und wird vor allem von Fußgängern und Radfahrern dominiert. Außerdem wurde ein guter Weg gefunden, historische Gebäude und Gärten zu schützen und den Tourismus dadurch zu stärken. Heutzutage kommen die modernen Werkzeuge neuer Technologien der Entwicklung der Salzburger Funktionalität zugute. Einzelnen Stadtzonen werden spezifischen Funktionen zugeordnet und die Geschäftsbereiche wurden verstärkt außerhalb des Stadtzentrums gebildet.

Schließlich hat sich Salzburg zu einer Stadt gewandelt, die ihre historische Atmosphäre bewahrt und neue moderne und innovative Aktivitäten entwickelt. Salzburg nutzt die neuen Technologien und wird zum Inbegriff einer Smart City.“, so die Einschätzung von Efthymios. Die Erhaltung der kleinen Gassen und alten Gebäude hat dazu beigetragen, den Charme dieser Stadt zu behalten und zieht so jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Das bedeutet aber auch, dass immer mehr Menschen in die zukünftige Stadtplanung miteinbezogen werden müssen. Bisher schaffte man es in Salzburg eine Brücke zwischen Moderne und Vergangenheit zu schlagen, doch es bleibt abzuwarten, ob diese Aufgabe auch in den nächsten Jahren gemeistert werden kann.

Efthymios Spyridon Georgiou

Stadtplanungsspezialist im Stadtgebiet von Thessaloniki; 2019 absolvierte er sein Studium der (Schul-)Raumplanung am Institut für Ingenieurwissenschaften der Aristoteles-Universität von Thessaloniki.