Zuverlässig & leistungsstark: Was braucht der ÖNV um gegen das Auto zu bestehen?

In einer Umfrage der Zeit Online stellte man den Lesern die Frage, welche Maßnahmen nötig wären, damit man das Auto stehen lässt? Die Antwort war eindeutig, dass Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖVN) muss nicht kostenlos, aber zuverlässiger werden.

Das Ergebnis der Umfrage kommt doch überraschend, denn die Preise für den Personenverkehr zu senken um dadurch mehr Menschen in Zug, Bus und Bahn
zu bringen sind Ziele die gerade von Politikern immer wieder groß kommuniziert werden. Auf den ersten Blick hört sich dieses Angebot auch verlockend an, aber was bringt ein kostenloses Transportsystem, wenn man sich auf die angegebenen Abfahrts- und Ankunftszeiten nicht verlassen kann?

Ein kostenloser Nahverkehr wird erst sinnvoll, wenn etwaige strukturelle Defizite im Verkehrsmodell der Städte verbessert werden können. Doch die Wünsche der Fahrgäste gehen noch um einiges tiefer.

Flexibel

Der größte Vorteil eines Autos ist die gewonnene Flexibilität, während sich der öffentliche Verkehr an vorgeschriebene Zeiten halten muss. Genau diese Freiheit
selbst zu entscheiden wann es wohin gehen soll, geben Menschen nur ungern auf. Das beste Argument, vor allem im innerstädtischen Bereich, ist der tägliche Stoßverkehr.

Die Zeit im Stau wird als Verlorene wahrgenommen und ist ein tägliches Ärgernis auf dem Weg ins Büro oder in den Feierabend. Aus diesen Gründen steht auch der Wunsch nach einem flexiblen und kapazitätsstarken Transportsystem.

Gerade diese Wünsche würden durch die immer häufiger im urbanen Raum eingesetzten Seilbahnsysteme erreicht werden können. Für den Transport von 10.000 Menschen benötigt man entweder 2.000 Autos, 100 Busse oder eine Seilbahn.

Die Transportkapazität der Anlagen ist unübertroffen und auch in Sachen Verfügbarkeit sind die seilgezogenen Alleskönner ganz groß. Da Kabinen im Abstand von einigen Sekunden zu jeder Zeit abfahren, kommt es zu keinen Wartezeiten.

Einheitliche Systeme

In der Studie wurde auch ein wiederkehrendes Problem vieler Touristen angesprochen. Während man das heimische ÖVN meist schon im Schlaf kennt, sorgen die unterschiedlichen Modelle in vielen Städten für Verwirrung. Wo verläuft die Grenze der Kernzone?, Welche Verkehrsmittel sind im Ticket inbegriffen?

Wo bekomme ich jetzt eigentlich die Tickets? Diese Punkte sorgen immer wieder für Verzweiflung im Urlaub, der Wunsch nach einem einheitlichen oder zumindest leicht durchschaubaren System wird von den Fahrgästen gewünscht.

Auch die Möglichkeit einfach mit dem Handy zu zahlen oder eine App für alle Angebote des öffentlichen Verkehrs zu haben scheint besonders von jüngeren Menschen ganz weit oben auf der Prioritätenliste zu stehen.

Man will die Stadt genießen und sich keine Gedanken über die öffentlichen Verkehrsmittel machen müssen. Im Idealfall sind die Transportsysteme auch mit funktionierendem WLAN oder einer Lademöglichkeit für die mobilen Geräte ausgestattet.

Gehen, Fahren, Schweben

Nicht nur die virtuelle Vernetzung soll immer besser werden, auch analog hofft man auf ein größeres Angebot. Keines der derzeitigen öffentlichen Systeme ist eine
Lösung für alle Situationen. Wenn der öffentliche Verkehr optimal zusammenspielt wiegen die Stärken der einzelnen Systeme die jeweiligen Schwächen auf.

Dabei darf nicht übersehen werden, dass auch der Weg vom Haus zu den Stationen überwunden werden muss. Die Lösung der Fahrgäste wären E-Bikes nach Niederländischem Vorbild. Anders als beim Angebot des öffentlichen Verkehrsnetzes würden sich die Fahrgäste hier ein kostenloses Angebot wünschen.