Toulouse: 3S-Bahn für die Großstadt

Wie viele Metropolen in Frankreich leidet auch Toulouse unter starkem Verkehr. Trotz eines guten U-Bahnnetzes müssen die Linien untereinander noch besser verbunden werden. Mit einer Seilbahn des Herstellers POMA werden drei wichtige Verkehrsknotenpunkte zueinander erschlossen.

Die Idee einer Seilbahn, welche beide Stadtteile in zehn Minuten Fahrzeit verbindet und den Menschen dadurch 45 Minuten Autofahrt erspart, wurde bereits 2003 diskutiert. Die Entscheidung fiel aber erst nach zwei Führungswechseln in der Stadtregierung im Jahr 2016. Jetzt leiten die Planer von Tisséo Ingénierie die Projektierung im Auftrag der Stadt.

„Wir von POMA haben anschließend die Ausschreibung gewonnen, da wir mit regionalen Unternehmen ein Konsortium gebildet haben. Zusammen mit lokalen Baufirmen (Bouygues), Architketen (Séquence), Ingenieuren (Seti) und Servicepartnern (Skigebietsbetreiber ALTISERVICE, Pyrenäen) konnten wir das technisch und ökonomisch beste Angebot für den Bau der Seilbahn und deren Betrieb für zwanzig Jahre liefern“, berichtet P. Laville, Prokektleiter von POMA auf Anfrage von SI Urban.

Der Auftrag im Wert von über 82 Millionen Euro umfasst Planung, Bau, Unterstützungsleistungen und Projektmanagement. Der Wartungsvertrag für 20 Jahre kostet 38 Millionen Euro. „Die größte Herausforderung beim Bau ist sicherlich der Seilzug im urbanen Umfeld“, so Laville.Die Bauarbeiten haben im Sommer 2019 begonnen und sollen im Sommer 2021 abgeschlossen sein

Téléo Toulouse:

Länge 3 km
Höhenunterschied 100 m
Förderleistung 1,500 (2,000)
Stationen 3
Kabinen 15 (20)
Fassungsraum Kabine 34 P.
Stützen 5
Max. Geschwindigkeit 27 km/h
Betriebsgeschwindigkeit 20 km/h
Fahrzeit 10 min
Investitionskosten €82 Mio.
Wartungskosten (20 Jahre) €38 Mio.

Strecke

Die Seilbahn in Toulouse beginnt am Institut Oncopole überquert den Fluss Garonne und den Pech David Hill
zum Krankenhaus Ranguell. Anschließend führt die Trasse hinab zur Universität Paul Sabatier.

Projektname Téléo

Die Seilbahn nennt sich „Téléo“, wird sich über drei Kilometer erstrecken und den Fluss Garonne, sowie den Pech David Hill überqueren. Mit dem Institut Oncopole, der Paul Sabatier Universität und dem CHU Rangueil Krankenhaus werden drei wichtige Verkehrsknotenpunkte in nur zehn Minuten Fahrzeit miteinander verbunden – bisher dauert eine Autofahrt über 30 Minuten. Mit der Seilbahn wird somit ein ganzer „Cluster“ besser in das bestehende öffentliche Verkehrsnetz (U-Bahn und Bus) eingebunden. Dementsprechend werden täglich bis zu 8.000 Fahrgäste in der Seilbahn erwartet. Die Seilbahn wird mit einer Frequenz von einer Kabine alle 1:30 Minuten fahren. Die Betriebszeiten sind mit denen der U-Bahn identisch und reichen von fünf Uhr morgens bis halb eins nachts.

Windstabilität, Komfort und Platz

Die Seilbahn ist Teil des Toulouser Infrastrukturprojektes 2020-2025-2030 und als Dreiseilumlaufbahn (3S) konzipiert, um hohe Windstabilität – und dadurch Ausfallsicherheit – zu gewährleisten. Zudem benötigt das 3S-System weniger aber höhere Stützen, womit die landschaftliche, visuelle und akkustische Beeinträchtigung minimiert wird. „Die größeren Kabinen mit breiteren Einstiegstüren bieten allen Passagieren – insbesondere den mobil eingeschränkten Patienten der Krankenhäuser – mehr Komfort“, sagt D. Baud-Lavigne, Vekaufsmanager für urbane Seilbahnen bei POMA. Zudem macht die Kabinengestaltung des Designstudios Pinifarina die Fahrt zu einem visuellen Erlebnis, vor allem da großzügige Glasscheiben spektakuläre Aussichten ermöglichen.

Zunächst werden 15 Kabinen mit je 34 Personen Toulouse überqueren. „In einer zweiten Phase wird auf 20 Kabinen aufgestockt, was die Förderleistung von 1.500 auf 2.000 Personen pro Stunde erhöhen wird“, fügt Projektleiter P. Laville hinzu.

Bau

Die Seilbahn in Tolouse befindet sich seit Sommer 2019 im Bau. Fotos: POMA

Stationen geräumig & integriert

Die drei Stationen sind durch das 3S-System sehr geräumig konzipiert und wurden von der Bâtiment de France (französische Architektenkammer) als perfekt in die Umgebung integrierte Gebäude genehmigt. „Wichtiger Bestandteil ist die Einbindung der Seilbahn in das öffentliche Verkehrsnetz, etwa zur U-Bahn-Station der Universität und dem Busbahnhof des Onkologie-Instituts“, betont D. Baud-Lavigne.
Die Plattformen sind so ausgelegt, dass alle Fahrgäste innerhalb von 1:30 Minuten ein- und aussteigen können – egal ob sie als Fußgänger oder mit Taschen, Koffer, Fahrräder, Kinderwagen oder Rollstuhl unterwegs sind. Die Geschwindigkeit und Förderleistung der Seilbahn kann an das Passagieraufkommen angepasst werden (Stoßzeiten versus Randzeiten).

Umweltfreundlich & sicher

Die 3S-Seilbahn wird aber nicht nur das tägliche Leben der Einwohner von Toulouse erleichtern, sondern auch den ökologischen Fußabdruck der französischen Stadt verringern. Durch den elektrischen Antrieb senkt die Seilbahn die Umweltbelastung im Vergleich zum Autoverkehr um 30 Prozent. Zudem sind durch die 3S-Technologie nur fünf Stützen nötig, die Flächenversiegelung und Landschaftsbeeinträchtigung ist dadurch sehr gering.

Zum Vergleich: Eine Einseilumlaufbahn würde auf derselben Trasse 20 Stützen erfordern. Die Seilbahn ist auch nachhaltig, da 80 Prozent aller Materialien in Franrkeich produziert werden – dank dem französischen Hersteller POMA. Darüber hinaus wird die Seilbahn in Toulouse sehr leise sein. Die Kabinen selbst haben keinen Antrieb, der Motor befindet sich in einer einzigen, schallisolierten Station.

Auch die Sicherheit spricht für das Verkehrsmittel am Seil: „Da wir einen Fluss und bebaute Gebiete überqueren haben wir ein zertifiziertes, integriertes Bergesystem konzipiert, mit denen die Kabinen im Notfall in die Stationen geholt werden können“, schließt Baud-Lavigne. Das 3S-System ist damit sicher auch für viele weitere Städte interessant.