Triest- Seilbahn vom Berg zum Meer

Die italienische Hafenstadt Triest leidet aufgrund seines hügeligen Hinterlands unter überlasteten Straßen, zugleich harrt der alte Hafen auf wichtige Impulse. Beide Aufgaben könnte eine urbane Seilbahn lösen. Es existiert bereits ein Vorprojekt.

Nach den Plänen des Ingenieurbüros Monplan soll eine 10er-Einseilumlaufbahn den Vorort Opicina am Berg mit dem Viertel Barcola-Bovedo am Meer verbinden.

Dort macht die Anlage eine 90-Grad-Kurve und führt an der Küste entlang zur Station Porto Vecchio. In deren Nähe befinden sich ein Kongresszentrum, Museen und ein Kreuzfahrtterminal.

Ab hier soll die Seilbahn auf der breiten Straße zwischen den alten Lagerhäusern des Hafens hindurchfahren, um am Pier IV im Zentrum von Triest zu enden. Andere Varianten, etwa nur eine Seilbahn zwischen Opicina und dem Meer bzw. deren Verlängerung an der Küste durch eine Straßenbahn, wurden verworfen.

Die gewählte 4,15 Kilometer lange Seilbahnstrecke bietet hingegen eine durchgängige Verbindung zwischen dem Vorort Opicina und dem Zentrum Triest – mit zwei sinnvollen Zwischenstationen an der Küste des Mittelmeers. Zudem dient sie als belebende Achse für das aufstrebende Hafenviertel.

Straßen entlasten

Das Hauptziel der Seilbahn ist die Entlastung des Autoverkehrs am nördlichen Stadteingang, so Ingenieur Giulio Bernetti, Direktor der Abteilung für Territorium, Wirtschaft, Umwelt und Mobilität der Stadt Triest. Derzeit sind die drei Hauptstraßen völlig überlastet.

Wie Trieste News berichtet, führte Bernetti auf einer Bürgerversammlung die topographische Herausforderung für den Triester Individualverkehr ins Feld.

Demnach bleibt der nördliche Bergkamm ein Problem: In den vergangenen Jahrzehnten wurden ehrgeizige Projekte, etwa ein großer Tunnel formuliert, die aber aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen nicht realisierbar sind.

Für eine Stadt mit „15.000 Autos pro Tag am Nordeingang“, von denen „10.000 ins Stadtzentrum fahren“, und generell „zunehmendem Verkehr“, bleibe daher nichts anderes übrig als die Seilbahn.

Sie könne den Engpass an der Küste und auf den beiden alternativen Straßen umgehen.

Stadt entwickeln

Ein weiterer Vorteil der Seilbahn ist der Anschluss des Porto Vecchio. Aus dem alten Hafenviertel soll ein neuer Stadtteil entstehen. Hier gibt es zwar noch keine Verkehrsprobleme, das Wachstum des Gebiets wird laut Bernetti aber unweigerlich zu einer Zunahme des Autoverkehrs in Triest führen.

Das Ziel der Seilbahn sei ja nicht, den Bus zu ersetzen, sondern „eine Abwechslung zum ÖPNV“ zu bieten und „die neue Nachfrage nach und in Porto Vecchio“ zu befriedigen. Für den Tourismus könnte die Seilbahn Busreisegruppen nach Opicina transportieren und damit den Knotenpunkt Largo Città di Santos entlasten.

Die Seilbahn

Die geplante Anlage soll 3,6 Millionen Fahrgäste pro Jahr befördern, was nach Ansicht von Bernetti alles andere als unmöglich ist. Denn bereits örtliche Buslinien transportieren jährlich zwei Millionen Fahrgäste.

Er ist der Meinung, dass die sechs Stützen auf dem Bergkamm der Umwelt nicht schaden werden. Für den Hafen plant Landschaftsarchitekt Andreas Kipar Seilbahnstützen, die minimalistisch sind und sich dem Stil von Hafenkränen oder ähnlichen Bauwerken annähern.

Laut Bernetti wird der Bora-Wind die Seilbahn, die Böen von 70 bis 80 Kilometer pro Stunde aushalten kann, nicht bremsen. Es sind dafür nicht mehr als 20 Schließungstage pro Jahr geplant. 18 Tage für die Wartung würden aber zusätzlich nötig sein.

Ausblick

Das Ingenieurbüro Monplan schätzt die Gesamtkosten des Projekts auf 46,5 Millionen Euro, in den Medien werden mittlerweile 49 Millionen Euro kolportiert. Die Finanzierung könnte laut Regionalrat Pierpaolo Roberti über das Nationale Reformprogramm (NRP) erfolgen.

Auch die Stadtregierung und die Verkehrsbetriebe stehen hinter dem Projekt. Jedoch gibt es Widerstand von diversen Parteien und Verbänden, weshalb die Seilbahn vorerst ein Vorprojekt bleibt.