Mobilität als Teil des Netzwerks

Von der Notwendigkeit zur Selbstverständlichkeit. Gerade jetzt ist eine spannende Zeit für den Mobilitätssektor, denn so schnell und deutlich wie jetzt hat sich dieser Bereich schon lange nicht mehr bewegt. Ein Grund für die Metamorphose des Transportwesens ist das Voranschreiten von Künstlicher Intelligenz (KI).

Auch wenn es in den Ohren vieler noch nach Science-Fiction klingt, ist KI schon lange im Handlungsalltag der Menschen angekommen. Adblocker werden geradezu selbstverständlich von uns genutzt und komplexe Algorithmen filtern interessenbezogene Informationen individuell für uns heraus.

Nicht nur ein Verkehrsmittel

Charlotte Stix (2020 ausgezeichnet als „Forbes 30 unter 30 in Europa“) glaubt, dass die Zeit der einfachen Transportsysteme langsam ausläuft. „Damit Fahrzeuge zukunftstauglich werden, müssen sie den Schritt vom Transportsystem zum vernetzten Alltagsgegenstand schaffen.“
Ein gutes Erfolgsbeispiel für diese Evolution sind Smartphones. Die ersten Schritte der mobilen Telefone waren noch bescheiden. Die Funktionen reichten von Anrufen zu Kurznachrichten. Heute handelt es sich um smarte Alleskönner, auf die man sich weltweit täglich verlässt.

Auch Verkehrsmittel haben, laut der Engländerin, das Potenzial den Schritt vom Notwendigen zum Selbstverständlichen Tool zu schaffen. Der Schlüssel dazu liegt im Einsatz von KI. GPS-Systeme beziehen bereits heute bei der Fahrstreckenberechnung Informationen zu Unfällen und Baustellen mit ein. Auch öffentliche Verkehrsmittel sind bereits soweit vernetzt, dass bei Ausfällen sofort ein alternatives System für den Weitertransport zur Verfügung steht. „In Zukunft werden diese Prozesse noch weiter optimiert und individualisiert“, so Stix.

„Verkehrsmittel werden Entscheidungen treffen, an denen der Mensch nicht mehr direkt beteiligt ist. Etwa ob in dieser Situation gebremst werden muss oder ob die Geschwindigkeit in der Kurve aufgrund des Wetters verringert werden muss. Sobald man Verkehrssystemen das Denken gelernt hat, autonomes Fahren also massentauglich wird, hat man die Basis geschaffen, um aus Mobilität mehr zu machen als nur ein Transportsystem.“

Noch müssen in diesem Bereich viele Fragen geklärt und viele Berechnung angestellt werden. Doch die klügsten und kreativsten Köpfe weltweit beschäftigen sich mit dem Bereich KI und Mobilität weshalb das Szenario des selbstfahrenden Autos immer realistischer wird.

Mehr Platz für den Menschen

Die Urbanisierung schreitet rasend schnell voran. 2050 sollen laut verschiedenen Studien bis zu 70 % der Weltbevölkerung in Städten leben.
Diese Entwicklung ist nicht nur eine Herausforderung für den Wohnungsmarkt, auch der Transportsektor muss auf so eine Zuwanderungswelle vorbereitet werden. Europa verfügt über ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, doch selbst hier stoßen die Kapazitäten einmal an ihre Grenzen.
Länder wie Mexiko oder Indien haben ihr Leistungs- und Leidenspotenzial scheinbar bereits erreicht oder sogar überschritten.

Platz ist gerade im urbanen Raum knapp und wird damit zum kostbaren Gut. Charlotte Stix ist sich sicher, dass es für alle gewinnbringender wäre, den gegebenen Raum zu optimieren anstatt dem Verkehr immer mehr Platz einzuräumen. Durch Optimierungen in den jeweiligen Verkehrsnetzen könnte eine höhere Transportkapazität auf weniger Platz geschaffen werden.

Vorstellbar wäre alle Ebenen zu nutzen. Also Unterirdisch genauso wie in der Luft. Optimierte Fahrtrouten und Belegungszahlen, sowie Kleinsysteme für die letzte Meile könnten den Transport erleichtern. „Das Ziel bei der Planung von neuen Transportwegen soll es sein den vorhanden Platz optimal zu nutzen, um so mehr Raum für Natur in den Städten schaffen zu können. So erhöht man durch einen verbesserten Transport merklich die Lebensqualität aller“, berichtet Stix.

Mobilität ist mehr als man denkt

Wenn man über Mobilität spricht, denkt man häufig nur an den Personentransport, doch auch der Güterverkehr ist in diese Kategorie einzuordnen. Durch den Einsatz von KI-basierten Systemen können aufkommende Engpässe frühzeitig erkannt werden. Aufgrund dieser Prognosen können rechtzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Nur wenige Menschen bauen ihre Nahrungsmittel selbst an, eine funktionierende Transportkette ist also Teil unseres täglichen Lebens und bestimmt so das Konsumverhalten. „Unter diesem Aspekt zeigt sich, dass Mobilität bereits heute mehr ist als lediglich Transport von Personen und Gütern. Es ist ein Netzwerk, dass uns alle verbindet und unsere Zukunft deutlich formen wird“, erklärt Stix.

Viele Experten geben Charlotte Stix mit ihrer Einschätzung des Transportsektors recht und stimmen auch weiter zu, dass der derzeit einzige Weg für die Mobilität in die Zukunft über Daten führt. Egal welches der derzeit getesteten Systeme sich wirklich durchsetzt, ohne eine Kombination aus Technik und gesammelten Daten werden die nötigen Dienste nicht angeboten werden können.

Die junge Britin glaubt, dass vor der Mobilität derselbe Weg liegt wie in den 90er-Jahren vor der Telekommunikation.
„Indem ein Teil der kognitiven Entscheidungen von Transportsystemen getroffen wird, erlauben wir den Systemen das Sammeln von essenziellen Daten für eine Optimierung der derzeitigen Abläufe. Entscheidend für die Entwicklung werden dabei die nächsten fünf bis zehn Jahre sein“, erklärt Stix.