My Mountain Nature: Oberstdorf · Kleinwalsertal Bergbahnen

Mit der Initiative MyMountainNature arbeiten die Oberstdorf · Kleinwalsertal Bergbahnen daran, nachhaltiger Vorreiter der Branche zu werden. Vorstand Henrik Volpert über erzielte Erfolge, Risiken und Kosten - und welche Pläne das Zwei-Länder-Skigebiet für die Zukunft schmiedet.

Immer mehr Bergbahnen engagieren sich aktiv für den Klimaschutz und richten ihr Unternehmen nachhaltig aus. So können Winterurlauber die verdiente Auszeit am Berg mit gutem Gewissen genießen.

Das zeigen federführend auch die Oberstdorf · Kleinwalsertal Bergbahnen. Mit der Initiative „MyMountainNature“ weist das Unternehmen auf die Bedeutung von nachhaltigem Handeln hin. Die Details schildert Henrik Volpert, Vorstand der Oberstdorf · Kleinwalsertal Bergbahnen im SI Interview.

SI Magazin: Herr Volpert, die Oberstdorf · Kleinwalsertal Bergbahnen arbeiten daran, nachhaltiger Vorreiter der Seilbahnbranche zu sein. Inwiefern gelingt das bereits?

Henrik Volpert: Ökologisch nachhaltiges Wirtschaften ist in unserer Zwei-LänderRegion seit Jahrzehnten ein Thema: Von der Kaffeemaschine bis zum  Schneeerzeuger wird der operative Betrieb mit 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft bestritten.

Als eines der ersten Skigebiete im deutschen Alpenraum setzten wir den biologischen HVO-Kraftstoff ein, um die Emissionen in unserem gesamten Pistenraupenfuhrpark von 35 Fahrzeugen um rund 90 Prozent zu senken. Heuer ergänzt ein weiterer Hybrid-Pistenbully die bestehende „grüne“ Flotte.

Henrik Volpert

Vorstand der Oberstdorf · Kleinwalsertal Bergbahnen

„Jeder muss seinen Beitrag leisten, damit wir die Klimaziele erreichen.“

Wintersport und Nachhaltigkeit – wie hängt das überhaupt zusammen?

Wintersport und Nachhaltigkeit sind untrennbar. Dank der technischen Beschneiung war unser Angebot noch nie so schneesicher wie heute, aber wir wollen den Wintersport langfristig sichern.

Daher muss jeder seinen Beitrag leisten, dass wir die Klimaziele erreichen. Für uns war der nächste große Schritt, den Footprint unserer Fahrzeugflotte durch den Einsatz von Biokraftstoffen drastisch zu reduzieren.

Wer von unseren Gästen jetzt noch Wert auf eine kurze Anreise ins Skigebiet legt, kann mit gutem Gewissen seinen Skitag genießen.

Ökostrom für die Seilbahn,

HVO-Kraftstoff für die Pistenraupen, Prognosesysteme für die Beschneiung – in der Zwei-Länder-Region Standard

Ist eine Umstellung weg vom Diesel nicht auch mit Risiken und Kosten verbunden?

Seit Anfang 2022 fahren unsere Pistenfahrzeuge am Nebelhorn mit dem HVO-Kraftstoff. Im vergangenen Jahr haben wir an allen anderen Bergen konsequent umgestellt und sind bestens zufrieden.

Kurzfristig steigen leicht die Aufwendungen für den Betrieb, wir sehen aber den langfristigen Benefit. Der klimaneutrale Skibetrieb muss zum Standard für die Branche werden.

Als größte deutsche Wintersportregion sind wir in der Verantwortung, innovativ und mutig voranzugehen. Dabei stehen wir mit Lieferanten und anderen Betreibern in der Region in engem Austausch.

Ökologisch verantwortungsvolles Handeln

und unternehmerisches Denken gehen Hand in Hand.

Wie schaut es beim größten Posten – der elektrischen Energie – aus?

Hierzu gibt es kein Patentrezept. Wir setzen auf einen Mix aus eigenen Kraftwerken und zugekaufter Energie aus alpiner Wasserkraft. Beispielsweise erzeugen
wir mit unserem Wasserkraftwerk an der Mittelstation Nebelhorn die Jahresmenge an Energie für den Betrieb der Nebelhornbahn.

So konnten bereits mehrere tausend Tonnen CO² eingespart werden. Ergänzt wird die Wasserkraft durch Photovoltaik-Anlagen: Am Fellhorn versorgt das Solarkraftwerk beispielsweise die Kabinenbahnen und Restaurants der zwei Berge.

Am Walmendingerhorn wird durch die Solarthermie-Anlage rund ein Drittel der Heizölmenge eingespart. Am Söllereck kommt eine weitere große Photovoltaik-Anlage dazu.

Von unserem Partner InnLo aus Stiefenhofen konzipiert und installiert, produziert sie ein Drittel der elektrischen Energie für den Ganzjahresbetrieb der dortigen 10er-Kabinenbahn.

Eine weitere Photovoltaik-Anlage

kommt am Söllereck dazu.

Wäre es nicht besser, man würde die Energie gar nicht benötigen?

Absolut! Das Energiemanagement zeigt, dass ökologisch verantwortungsvolles Handeln und unternehmerisches Denken and in Hand gehen. Im Bereich der  Beschneiung wählen wir in Abstimmung mit dem Energielieferanten die Beschneiungszeiten bewusst und optimieren den Einsatz effizient.

Dabei hilft ein eigenes Energie-Management-Tool für die Teams am Berg. Im Bereich der Beschneiung setzen wir verschiedene digitale Messund Prognosesysteme ein, um das bestmögliche Ergebnis aus der verwendeten Energie herauszuholen.

Unser Anspruch ist es, die Entwicklung am Markt voranzutreiben und neue innovative Lösungen zu finden. Da ist noch Luft nach oben. Genauso wie bei alternativen Antrieben für den Fuhrpark mit Pickups, Skidoos bis zur Pistenraupe.

Thema Anreise: Wie kann der Verkehr vor Ort eingedämmt werden?

Den Anreiseverkehr können wir leider nur sehr bedingt beeinflussen. Wo wir aber energiesparend eingreifen können, ist bei der Parkplatzsuche. Als Teil der Digital-Strategie und unserer MyMountainNature-Initiative haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den parkplatzsuchenden Verkehr in der Region zu senken.

Das reduziert nicht nur die lokalen Emissionen, sondern lässt unsere Gäste entspannter in den Tag starten – ohne Stress bei der Parkplatzsuche. Gemeinsam mit den Gemeinden wurde ein Parkleitsystem entwickelt, das nicht nur live vor Ort, sondern über alle digitalen Plattformen und unsere App ausgespielt wird.

Wie bereits im Energie- und Pistenmanagement hilft uns die Digitalisierung, unsere Klimaziele schneller und einfacher zu erreichen. Sie zahlt stark auf unser Kernprodukt ein: Dem Gast sorglose und glückliche Stunden im Schnee zu bescheren.

Die Solaranlagen am Söllereck

produzieren rund ein Drittel der elektrischen Energie für den Ganzjahresbetreib der dortigen 10er-Kabinenbahn.