Dieter Röser: Der Mann für das Seil

Seit 15 Jahren montiert Dieter Röser für INAUEN-SCHÄTTI Seilbahnseile, Stadiondächer, Brücken und vieles mehr. Im Interview spricht er über prägende Aufträge, Prioritäten – und was eine Küche mit einer Seilbahn gemeinsam hat.

SI: Herr Röser, was macht eine Seilmontage aus?

Dieter Röser: Im Grunde ist das nichts anderes als eine Küche montieren (lacht). Als Schreiner kann ich das sagen. Generell kommt unser ganzes Team aus unterschiedlichen – teils seilbahnfernen – Branchen. Diese Vielfalt an Know-how ist ein großer Vorteil. Das Seilspezifische lernt man dann in der Praxis – nicht nur durch Schulungen.

Erfahrung ist also entscheidend?

Ja, man wird in unserer Branche nur zum Profi, wenn man jahrelang darin tätig ist. Seit 2007 bin ich für INAUEN-SCHÄTTI unterwegs; zuerst frei, dann angestellt und nun sogar als Chefmonteur. Jeden Tag lerne ich dazu, jeder Auftrag ist anders, jedes Projekt prägt.

Dieter Röser bei der Montage von Seildächern im Stadion von Atletico Madrid.

Welche Montagen bleiben besonders in Erinnerung?

Die Montage eines 60 Tonnen Tragseils in Andorra gehört sicher zu den spannendsten Projekten. Aber auch die Installation der Stadiondächer in Madrid und Warschau, sowie die Arbeit an den Dächern von Tramhaltestellen in Katar haben mich geprägt. In dem arabischen Land war ich immerhin drei Monate lang beschäftigt.

Man muss also gerne unterwegs sein.

Wer ungern reist, für den ist es sicher der falsche Job. Ich dagegen bin gerne unterwegs. Eine Woche am Berg auf 3.000 Metern Höhe, die nächste Woche dann mitten in der Großstadt – ich liebe diesen Kontrast. Die meisten Aufträge sind in Europa, aber INAUEN-SCHÄTTI schickt mich auch mal bis nach China. Da lerne ich viele Menschen kennen, das ist schön.

Was reizt Sie sonst noch an Ihrem Job?

Ich habe schon über 100 Seile gezogen – trotzdem ist jeder Auftrag anders. Ich mag die Abwechslung und das Improvisieren. Wir bei INAUEN-SCHÄTTI lieben alles, was nicht dem üblichen Schema entspricht. Auf das Spezielle sind wir quasi spezialisiert.

Auch Brückenmontagen – wie hier im Tessin – gehören zu Dieter Rösers Aufgaben.

Gleichzeitig sind die Aufgabengebiete breit.

Ja, ich gebe zu, es freut mich schon, dass ich nicht „nur“ Seilbahnseile montieren darf. INAUEN-SCHÄTTI ist sehr breit aufgestellt, ich darf Brücken bauen, Dächer montieren, Seilnetze spannen und vieles mehr. Wir machen alles: Vom Steg bis zum Sessellift!

Was gefällt Ihnen weniger an Ihrer Arbeit?

Natürlich ist es schöner, wenn ich neue, saubere Seile montieren darf, anstatt fettige, alte Seile zu revisieren. Aber hier entschädigt oft die spannende Technik der alten Bahnen für diese kleine Unannehmlichkeit.

Und was ist mit dem oft harten Wetter?

Kälte, Wind und Schnee sind kein Problem, darauf kann ich mich ja vorbereiten. Die Arbeit draußen am Berg hat mich als Deutscher ja überhaupt in die Schweiz gezogen. Gewitter sind da ein anderes Kaliber, da muss man rechtzeitig die Arbeit unterbrechen. Denn oberste Priorität ist, dass alle gesund heimkommen.

Dieter Röser hat einen Arbeitsplatz mit Aussicht – wie hier auf der Riederalp.

Ist das gelungen?

Durch unser überlegtes Agieren ist bisher alles gut gegangen. Ich selbst hatte zwar vor acht Jahren einen Unfall, der ging aber glimpflich aus.

Welche Rolle spielt das Team am Seil?

Man muss sich auf die Kollegen verlassen können. Deswegen freut es mich, dass wir eine eingespielte Truppe haben. Zurzeit sind wir 10 bis 15 Mann, darunter drei bis vier Chefmonteure. Alle arbeiten gewissenhaft und verantwortungsbewusst. Wir wissen, dass an unserer Arbeit Menschenleben hängen.

Qualitätssicherung ist also Leitmotiv?

Wir müssen die Sicherheit unserer montierten Seile, Dächer und Brücken gewährleisten. Da ist viel Eigenverantwortung im Spiel. So ist etwa bei der Abspannung nicht alles genormt, da müssen wir oft selber die Situation einschätzen. Hier braucht es die meiste Erfahrung. Habe ich Bedenken, lasse ich die Ingenieure von INAUEN-SCHÄTTI zur Sicherheit nochmal nachrechnen.

Was macht noch eine gute Montage aus?

Ganz klar die Vorbereitung und der enge Austausch mit den Kunden. Meist treffe ich zusammen mit dem Projektleiter schon Wochen vor der Montage die Kunden vor Ort, um sie kennenzulernen, die Hilfskräfte einzuteilen und ein Montagekonzept zu erstellen. In dieser Zeit wird vieles bereits vorab gemanagt. Die Werkzeuge organisieren wir dann selbst, die Kisten stellen wir individuell für jeden Auftrag zusammen. Das kann oft mehrere Tage in Anspruch nehmen. Teilweise füllen die Werkzeuge zwei Sattelzüge! Die Montage von Seilbahnseilen unterscheidet sich halt dann doch von der einer Küche (lacht).